Scheffels Familie

[7] „Wenn man die trockenen Daten liest, daß Joseph Viktor Scheffel am 16. Februar 1826 in Karlsruhe als Sohn des Ingenieurs und badischen Hauptmanns à la suite Philipp [8] Jakob Scheffel geboren wurde, der später im badischen Staatsdienst die Stellung eines Oberbauraths bekleidete, so läßt dies freilich wenig oder nichts von diesen grundlegenden Verhältnissen ahnen. Aber schon die Nachricht, daß dieser Vater durch seinen Beruf veranlaßt war, vielfach das badische Oberland zu bereisen, und z. B. in den dreißiger Jahren mit Weg- und Brückenbauten in der Säckinger Gegend beschäftigt war, ja dort Monate lang gewohnt hat, bringt uns deutlichere Anschauung dieses Werdegangs. Scheffels Begabung war […] ein Erbtheil der Mutter und in Frau Josephine Scheffel war bereits jene lebhafte Phantasie, jener daseinsfrohe Humor, ja selbst ein Grad jener poetischen Begabung lebendig, welche die Voraussetzung seines eigenen dichterischen Schaffens sind.“

Scheffels engster Familienkreis

[22] „Diese Mutter, deren Schönheit und geistige Frische auch auf die einzige Tochter, Marie, übergegangen war, während der zweite Sohn, Karl, geistig und physisch als ein bedauernswerther Krüppel zur Welt kam, nahm von Anfang an den regsten Antheil an den geistigen Bestrebungen ihres Erstgeborenen. Wie sie ihm und der Schwester, als beide noch klein waren, „in der Geißblattlaube“ des Gartens ihre Märchen erzählt hatte, so folgte sie mit treuem Antheil und seltenem Verständniß der geistigen Entwickelung des Schülers.“

[10] „Daß diese Großmama, welche – am Fuße des Hohentwiel zu Rielasingen das Licht der Welt erblickt hatte und Katharina, geb. Eggstein, hieß, schon während der Knabenjahre Josephs dem ganzen Hauswesen des Majors Scheffel vorstand, so daß der Frau Majorin Muße und Zeit blieb, vornehmlich „die schönen Seiten des Daseins zu pflegen“, wird allgemein bestätigt; ein Jugendfreund Scheffels hat uns noch im besonderen zu berichten gewußt, daß dies Großmütterlein ihren Enkel Joseph mit großer Zärtlichkeit in ihr Herz geschlossen hatte […].“

Johannes Proelß, Scheffel’s Leben und Dichten. Berlin 1887

Ergänzende Informationen zur Familie in der Darstellung von Johannes Franke:

Weiter zu Im Karlsruher Lyceum