Mailied

Anton von Werner, Bergsee (Detail)


„Es kommt ein wundersamer Knab‘
Itzt durch die Welt gegangen,
Und wo er geht, bergauf, bergab,
Hebt sich ein Glast und Prangen.
In frischem Grün steht Feld und Thal,
Die Vögel singen allzumal,
Ein Blüthenschnee und Regen
Fällt nieder allerwegen.

Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.“

„Den Mai ergötzt Gebrumm und Summ,
Ist immer guter Laune,
Drum schwirren durch den Tann herum
Die Maienkäfer braune.
Und aus dem Moos wächst schnell herfür
Der Frühlingsblumen schönste Zier,
Die weißen Glöcklein läuten
Den Maien ein mit Freuden.

Illustrationen von Anton von Werner: Details aus Bildtafel VI. der Trompeter-Ausgabe von 1873

Anton von Werner, Bergsee (Detail)


Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.“

„Jetzunder denkt, Wer immer kann,
Auf Kurzweil, Scherz und Minne;
Manch einem grauen Biedermann
Wird’s wieder jung zu Sinne.
Er ruft hinüber über’n Rhein:
„Herzliebster Schatz, o laß mich ein!“
Und hüben tönt’s und drüben:
Im Mai da ist gut lieben!

Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.“

Joseph Victor Scheffel, Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein. Stuttgart 1873, S. 106f. (Siebentes Stück. Der Ausritt zum Bergsee.)

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