Im Studium

[79] „[S]tets durch lebendige Eindrücke, namentlich landschaftlicher und geschichtlicher Natur angeregt, gelangte Scheffel bereits als Student auf die Bahn, auf der er später als Dichter die Staffel des Ruhms erklomm, ohne noch zu ahnen, daß sein poetisches Talent ein hervorragendes sei. Der Gedanke, daß ihn ihm ein Maler stecke, war nicht von ihm gewichen, und auf seinen Fahrten hatte der „fahrende Schüler“ stets sein Skizzenbuch bei sich. Aber auch auf die Hoffnung, etwa später einmal in dieser Richtung eine neue Laufbahn einschlagen zu können, hatte er zu resigniren gelernt und mit der Elastizität der Jugend sich mit dem ihm vom Vater aufgezwungenen Beruf befreundet.“

Etudiants d'Heidelberg (Detail)













„Etudiants d’Heidelberg“ (Ausschnitt) Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe J-L H 20 Bild 1

[80] „Und als er dann sein 7. Semester in Heidelberg antrat, da überkam ihn noch einmal die frohe Lust, Student zu sein, mit voller Macht, und das alte Studentenwort: „Noch sind die Tage der Rosen!“ fand in seinem Herzen, wenn er auch beim Kommers sich als Sänger wegen mangelnder Begabung nicht hervorthun konnte, ein helles Echo. Die besorgten Eltern daheim in Karlsruhe aber fanden den Einfluß der Heidelberger Luft auf ihren Sohn weniger heilsam als dieser selbst. Dringende Mahnungen stellten ihm vor, daß die Zeit des Jubilirens ihr Ende erreicht habe und daß er besser thue, sich im stillen Stübchen daheim für das Examen vorzubereiten, statt im geräuschvollen Heidelberg.“

Johannes Proelß, Scheffel’s Leben und Dichten. Berlin 1887

Scheffels Haltung zu Religion und Philosophie, die sich während des Studiums herausbildete, beleuchtet Johannes Franke in seiner biografischen Einleitung von 1916:

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