Nach Scheffels Tod erschienen verschiedene Beschreibungen seines Lebens. Die inhaltlich zuverlässigste und umfangreichste legte Johannes Proelß im Jahr 1887 vor: „Scheffel’s Leben und Dichten“. Die Biografie hat nahezu 700 Seiten und gilt auch heute noch als Standardwerk zu Scheffels Leben. 1902 aktualisierte er sein Buch in einigen Punkten und kürzte es auf 400 Seiten. Die sogenannte Volksausgabe trägt den Titel „Scheffel. Ein Dichterleben“. 1907 schließlich erschien eine nochmal verkürzte Fassung mit dem langen Titel „Scheffels Leben. Biographische Einführung in die Werke des Dichters“. Sie ist heute wieder im Buchhandel erhältlich ist. Die älteren Werke lassen sich mit einem Klick auf die Links im Internet konsultieren.

Johannes Proelss (1853 – 1911) war Journalist und Literaturwissenschaftler. Unter anderem leitete er um die Jahrhundertwende die Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“. Die Scheffel-Freunde haben kurze Passagen aus seinem Hauptwerk von 1887 zusammengestellt, um wichtige Etappen in Scheffels Leben vorzustellen.
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Aus dem Vorwort
[V] „Vergegenwärtigt man sich […], daß verschiedene Dichtungen, welche Scheffel in späterer Zeit erscheinen ließ, in einer viel früheren Zeit entstanden sind, daß mehrere große Romane, an deren Vorbereitung und Anfänge er seine beste Manneskraft gesetzt hat, nie vollendet wurden, daß die Wittwe und der Sohn, die er hinterließ, ihn in seiner Schaffenszeit nicht gekannt haben; daß aber andrerseits das Meiste, was bei seinen Lebzeiten über seine Persönlichkeit geschrieben [VI] wurde, ihn in jener späteren Zeit schilderte, wo er ein zwar berühmter, aber kein fruchtbarer Dichter mehr war: so begreift sich leicht, wie dieses Leben noch vor seinem Tod ein Gegenstand mythischer Verklärung nicht minder als mythischer Vertrübung der Wahrheit werden konnte.
Die nachfolgenden Blätter bringen fast in jedem Abschnitt eine Richtigstellung von bisher verbreiteten Irrthümern, schiefen Auffassungen und falschen Gerüchten. Doch habe ich es zu Gunsten einer möglichst lebensvollen Darstellung im Allgemeinen vermieden, dem Vortrag einen polemischen Charakter zu geben.“
Johannes Proelß, Scheffel’s Leben und Dichten. Berlin 1887